Mittwoch, 22. Februar 2017

Aus alt wird neu

In Göppingen werden alte Bücher gerettet und neue erschaffen

Mehr als 30 Jahre ist die 54-jährige Renate Schanz nun schon als Buchbinderin tätig. Die Buchbindemeisterin wollte eigentlich nach ihrem Schulabschluss ein Studium zur Grafikdesignerin absolvieren. Doch ein Bekannter gab ihr den Rat, sich doch einmal das Handwerk des Buchbinders anzuschauen. Diesen Tipp befolgte sie und machte am Hauptstaatsarchiv in Stuttgart ihre Ausbildung, bei der sie auch das Restaurieren von alten Büchern erlernte. Einige Jahre lang unterrichtete sie sogar den Nachwuchs des Buchbinderhandwerks in der Region Stuttgart. Da das früher noch solide Handwerk jedoch von immer weniger Menschen ausgeübt wird, musste Schanz das Unterrichten aufgeben. Es gab schließlich kaum noch jemanden, den sie hätte unterrichten können.

Doch Renate Schanz selbst hat trotzdem genügend Arbeit. Sie hat viele Privatkunden, für welche sie in die Jahre gekommene Bücher, wie alte Kinder- oder Kochbücher, repariert und herrichtet. Aber auch Sammler wenden sich an sie und lassen sich seltene Schriften detailgetreu wiederherstellen oder sich ein individuelles, neues Buch mit speziellem Einband oder anderen Wünschen erstellen. Außerdem gehören auch öffentliche Einrichtungen wie Archive und Museen zu ihrem Kundenstamm. Für diese muss Schanz Altersspuren wie gebrochene Buchrücken, gelöste Seiten oder beflecktes Papier beseitigen. Ihre Arbeit setzt sich zwei Drittel aus dem Reparieren und ein Drittel aus der Neugestaltung von Büchern zusammen.


Das alles geschieht in ihrer Buchbindewerkstatt in Hohenstaufen, wo sie seit neun Jahren lebt. Hier finden sich Geräte wie alte Pressen, ein Schneidetisch und verschiedene Spatel, die Buchbinder seit jeher verwenden. Auch ein großes Materiallager benötigt Schanz, in welchem sie Leder, Stoffe und Papier aufbewahrt. Sie lagert auch viele alte Gewebe, damit man später die Reparatur nicht sehe, so Schanz.
Bei der Gestaltung neuer Bücher und Mappen kann die Buchbindemeisterin ihre Kreativität ausleben. Sammler wünschen sich besondere Einbände, Fotografen besonders ausgefallene Mappen zu Präsentation ihrer Arbeiten, Privatleute Erinnerungsstücke von Hochzeit oder Geburt. Es gibt vielfältige Möglichkeiten mit Leder, Gold, Elfenbein und Co. diese Werke zu veredeln und ganz besonders zu machen.
Auch wenn Schanz vor Jahren das Unterrichten des Buchbindernachwuchses aufgegeben hat, unterrichtet sie heute immer wieder andere Interessierte. Dazu gehören zum Beispiel Privatleute, welchen sie in Kursen und Workshops beibringt, wie man Faltbücher ohne Klebstoff basteln kann.

Leider gibt es das Handwerk des Buchbinders heutzutage immer seltener. Doch für Schanz war damals der Tipp ihres Bekannten Gold wert, da sie immer noch mit viel Freude und Begeisterung ihren Beruf ausübt.

Mehr Informationen finden Sie unter (Quelle):
www.stuttgarter-nachrichten.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen