Dienstag, 13. Dezember 2016

Die „Blaudruckerei im Kattrepel“

Die „Blaudruckerei im Kattrepel“

Die Druckstöße, auch „Modeln“ gennannt
Eine Jahrtausend alte Handwerkskunst ist in der Stadt Jever im Landkreis Friesland beheimatet: Der Blaudruck, bei welchem weiße Muster kunstvoll auf Stoffe gedruckt werden, welche danach indigoblau gefärbt werden. In seiner Werkstatt in einer kleinen Seitengasse in Jever übt Georg Stark seit über 30 Jahren seinen traditionellen Handwerksberuf aus. In seiner „Blaudruckerei Kattrepel“ bewahrt er Muster, Stoffe und Rezepte der ehemaligen Blaudruckereien aus Ostfriesland, dem Oldenburger Land, Norddeutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Ungarn usw., denn das Handwerk bestand vor 200 Jahren in ganz Europa.
 
Die „Indigo-Küpe"
Dabei ist jeder Schritt zum fertigen Blaudruck Handarbeit. Zuerst werden mit Druckstöcken, den sogenannten Modeln, die Dekore aufgedruckt. Dabei wird eine grünlich klebende Masse auf den noch weißen Stoff aufgedruckt, der sogenannte „Druckpapp“, welcher aus Gummi arabicum, Tabackspfeiffenerde, Vitriol, Spangrün, Alaun und Galitzenstein besteht und als schützende und wachsähnliche Reserve auf dem weißen Tuch wirkt. Danach findet die Blaufärbung des Stoffs in der Indigo-Küpe statt. Die Indigo-Küpe ist in der Werkstatt von Georg Stark drei Meter tief in den Werkstattboden eingelassen. Der zuvor bedruckte Stoff, der auf einen eisernen Kronreifen gespannt wird, wird bis zu zehnmal in den Färbebottich eingetaucht, bis die gewünschte Farbtiefe erreicht ist. Wichtig ist, dass die Stoffbahnen beim Färben frei und glatt hängen, damit die Färbung gleichmäßig und ohne Flecken ist. Anschließend wird der Papp abgewaschen und das weiße Muster erscheint auf dem nun blauen Grund von Tischwäsche, Tüchern oder Meterware. Verschiedene Muster wie weiße Streublumen, barocke Ranken, Pfauenfedern oder abstrakte Muster erstrahlen nun auf dem tiefblauen Stoff der entweder traditionell mit Indigo oder einem modernen Indanthren-Blau gefärbt wird.

Fertige Erzeugnisse der Blaudruckerei


Beim Herstellungsprozess der aus Leinen, Baumwolle, Hanf, Samt und Seide hergestellten Erzeugnisse erfüllt die „Blaudruckerei Kattrepel“ mit moderner Filtertechnik die Vorschriften für die Abwasser-Reinigung und hält zudem die behördlichen Grenzwerte für Einleiter von Schadstoffen ein. 

 
Georg Stark bei der Arbeit
Bis man die uralte Technik des Blaudrucks komplett beherrscht, dauert es eine Weile. So musste auch Georg Stark lange ausprobieren, bis der Herstellungsprozess in seiner Werkstatt reibungslos von Statten ging. 1985 fing alles mit vier Druckmodeln und einem alten Rezeptbuch an und aus dem ehemaligen Studenten wurde ein waschechter Blaudrucker mit Leib und Seele, auch wenn seine Werkstatt anfangs noch sehr provisorisch ausgestattet war. Heute ist seine Werkstatt Museum und Verkaufsraum zugleich. Besucher können beim Drucken und Färben zusehen und erhalten Erläuterungen und Einblicke in dieses faszinierende Handwerk. Auf diese Art bleibt ein weiteres Kunsthandwerk auch für die heutige Generation lebendig!







Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.blaudruckerei.de



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